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Camp 3 - Sabaikalski Nationalpark 05. - 18. Juli 2007

von Ralph Kapitzky

Start war in Ulan-Ude, am Lenindenkmal, das wirklich so groß ist wie der Nischel in Chemnitz. Mit der Maschrutka 250 km gen Norden, nach Ust-Bargusin. Dort wurde alles in einen uralten GAZ umgeladen, der erste russisch Jeep, wie stolz verkündet wurde. Der war auch nötig für die Pisten auf der Heiligen Nase. Für die harten Schläge wurden wir aber von einer kargen,aber wie ich finde, traumhaft schönen Landschaft entschädigt. Irgendwann mußte die ganze Bagasch auf ein Schiff verfrachtet werden, welches uns in die Tschiwyrkui-Bucht brachte.

Empfangen von unerschöpflich vielen aggressiven Mücken. Aber daran kann man sich gewöhnen und wen die Sonne scheint, verschwinden die auch für paar Stunden vom Strand. Im Wald und Sumpf allerdings fühlen sie sich immer Wohl. Unsre Aufgabe war, den Weg, der unsere Seite der Bucht mit der gegenüberliegenden Thermalquelle verband, auszubessern und im Sumpf Laufstege anzulegen. Diese Arbeit hat viel Spaß gemacht. In der Taiga Bäume fällen (Material für die Stege) ist eh schon ein Traum und mit so einer prima Truppe erst recht. Neben Sweta, der Chefin, Igor,dem offiziellen Übersetzer, waren noch vier burjatische Studenten, fünf Schüler, ein Paar aus New York, Reinhard aus Österreich und ich als Sachse dabei. Beim neu anlegen eines Wegstückes in Sichtweite der Thermalquelle zeigte sich, das es innerhalb von GBT dazu verschiedene Ansichten gibt. Die Irkutsker Fraktion (vertreten durch Igor) baut lieber effektiv und nimmt dabei in Kauf das dem Hang eine weithin sichtbare Wunde geschlagen wird, weil der Abraum am Hang liegt. Und im nächsten Jahr ist Gras drüber gewachsen. In Ulan-Ude bzw. der Sabaikalski Nationalparkverwaltung haben sie einen eher ästhetischen Ansatz. Dort soll der Eingriff in die Natur nicht sichtbar sein, weshalb der Schutt mit Säcken weggetragen und versteckt wird. Was wesentlich anstrengender ist. Natürlich wurde das Für und Wider erst mal ausdiskutiert und dann gemacht was Sweta wollte.

Schwer verständlich für uns Westler waren auch organisatorische Pannen. Zum Beispiel hatten wir keine Nägel dabei, obwohl klar war, das das wir die für die Stege brauchten. Und wir waren schon ziemlich weit weg vom nächsten Magasin. Von den beiden mitgebrachten Motorsägen konnte auch nur eine funktionieren, was man hätte leicht vorher feststellen können. Obwohl wir uns die Zeit genommen haben, das Bad selber zu testen, (es ist grenzwertig heiß und stinkt etwas nach Schwefel, soll aber gut für die Schönheit sein) ist alles rechtzeitig fertig geworden. So das wir nach einer Woche unsere Zelte abbrechen und auf einen Zeltplatz bei Katun umsiedeln konnten. Unterwegs haben wir die Bucht noch nach Müll abgefahren, im Beiboot verladen und Tage später in Kultuk auf einen Traktoranhänger verstaut. Was eine echt leckere Sache ist, besonders wenn der Abfall schon wieder lebt.

Zur Belohnung dann aber ein Ausflug zum Bergsteigen über der Bargusinbucht. Das war höllisch anstrengend, dafür gabs einen herrlichen Blick auf den langen Bogen der Bucht, das flache Sumpfland der heiligen Nase mit seinen Seen und im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Bargusingebirges. Den Schüler scheinen die Anstrengungen nichts ausgemacht zu haben, die haben bergab laut die russische Hymne gesungen. Dieser zweite Teil des Camps war von der Umgebung her sehr interessant. Was man von weitem von Katun sehen konnte war sehr romantisch und erinnerte an russische Märchen. Von nahem dann für unsere Verhältnisse stellenweise eher ein Albtraum. Auch das nahegelegene Fischerdorf Kurbulik erschien wie aus vergangener Zeit. Überall standen Motorräder rum, die bei uns Oltimer wären und von Liebhabern gepflegt. Es haben sogar noch welche funktioniert. Frisches Brot gab es in der Bäckerei, der Verkaufstisch direkt neben dem Backofen, das Holz fürs Feuer im Vorraum. Die Fischer fahren noch mit ihren traditionellen Booten raus und werden das solange tun wie der Erlös auch für Wodka noch reicht. Zeit hat dort eine andere Geschwindigkeit. Deswegen und obwohl Sie dort arm sind konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren das sie auch nicht schlechter leben als wir. Auch, weil so viele Sibirier, die in Deutschland leben, krank vor Heimweh sind.

In dieser Woche gab es mehr Freizeit als erwartet und wir hatten das Gefühl, das zu wenig Arbeit eingeplant worden war, zumal ja auch noch Leute kurzfristig ausgefallen waren. Ist ja eigentlich nicht tragisch, aber wir sind ja von so weit her gekommen um etwas zu leisten. Die Schuljungs nutzten die Zeit um ein Zweimannzelt zur Banja umzurüsten. Dafür wurde der Zeltboden dick mit Sand belegt, im Lagerfeuer erhitzte Steine rein getragen und mit Wasser begossen. Der aufsteigende Dampf lässt einen in kürzester Zeit schwitzen. Danach im See baden ist einfach wunderbar. Russische Gastfreundschaft haben wir auch erlebt. Nachbarn, die eigentlich nur mal etwas auf unserer Gitarre klimpern wollten, brachten frisch geräucherten Omul mit, mehr als wir essen konnten und der war wirklich unglaublich lecker . Dazu auch das Wässerchen zum nach spülen. So verging die Zeit schnell, der technisch verbesserte GAZ (damit die Tür hinten nicht mehr aufging, wurde sie mit Strick zugebunden) brachte uns nach Ust-Bargusin, wo sich unsere Wege (mit feuchten Augen) trennten.

Ich war dann noch eine Woche mit Reinhard in Bargusin und Ulan-Ude unterwegs, später dann allein im Kloster Iwolginsk, in Bolschoi Kunalei,einem Altgläubigendorf; geschockt von Kultuschnaja im Naherholungsgebiet Ulan-Udes, geflohen zum Schamanenkap bei Sludjanka. In Sludjanka noch zwei Nächte im Mineralienmuseum geschlafen, was sehr zu empfehlen ist als Ausgangspunkt für Wanderungen. In Irkutsk schließlich noch bei Igor untergekommen, der mir noch einiges von der Stadt gezeigt hat und gute Tipps geben konnte. Wie das Dekabristenmuseum im Wohnhaus der Familie Wolkonskij. Wir hatten ja schon in Bargusin am Grab des sächsischen Adligen und Dekabristen Michail Küchelbecker gestanden, was schon sehr berührend war. Das Irkutsker Museum war mir auch sehr eindrucksvoll, man kann nur staunen über die Fülle der großen Namen die in dem Zusammenhang eine Rolle spielen. Dort war auch die einzige Stelle wo man auf deutsche Touristen vorbereitet war. Ja und dann gings leider schon wieder nach Hause.

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